Interview mit Ciro Krauthausen, Direktor der Mallorca Zeitung

Ciro Mallorca Zeitung Director

Am 11. Juni feiert die Mallorca Zeitung ihr 15. Jubiläum. Haben Sie für diese Feier etwas Besonderes vorgesehen?

Wir werden ein großes Fest im Mares Sea Club in Puig de Ros veranstalten und erwarten viele Gäste von anerkanntem Prestige und viele unserer Leser. Wir legen großen Wert darauf, dass nicht nur unsere Werbepartner und berühmte Persönlichkeiten, sondern auch unsere Leser, die schließlich unsere Grundlage sind, am Fest teilnehmen. Unter unseren Partnern befindet sich auch die Anwaltskanzlei Bufete Buades, mit der wir schon seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit und eine hervorragende Beziehung pflegen.

Nach dem Jubiläum werden wir eine Sonderausgabe lancieren, in der wir eine eigens für diesen Anlass als Chronik dieser 15 Jahre geschaffene Artikelserie bringen.

Wie beurteilen Sie nach fünfzehn Jahren des Bestehens den Durchdringungsgrad der Zeitung in dem auf der Insel wohnhaften Publikum deutscher Herkunft?

Heute können wir versichern, dass der Durchdringungsgrad perfekt konsolidiert ist und das die Zeitung der Bezugspunkt ist, um sich auf Deutsch über das Geschehen und die Möglichkeiten auf der Insel sowie über Vermischtes im Allgemeinen zu informieren. Wir machen die Mallorca Zeitung einerseits auf der Grundlage einer Nachrichtenanalyse über die Ereignisse auf Mallorca und andererseits produzieren wir Reportagen, große Interviews, letzten Endes viel Lesestoff zusammen mit weiteren Dienstleistungen. Unter Letzterem beraten wir zum Beispiel unsere Leser über die verschiedenen bürokratischen Formalitäten, die beim Mieten oder Vermieten eines Hauses anfallen, und was dabei zu beachten ist. Auf unseren Seiten erklären wir regelmäßig rechtliche Fragen, das ist eine große Hilfe für alle Neuankömmlinge auf der Insel. Die Deutschen kommen normalerweise auf Mallorca ohne gesammelte Erfahrung an, wie hier die Dinge laufen oder welche sozialen und rechtlichen Regeln zu beachten sind. Dies betrifft alle Bereiche des lokalen Lebensstils. Wir decken diese Informationen sowohl in der Druck- wie auch in der Internetausgabe ab.

Ciro Krauthausen y equipo MallorcaZeitung

Welche Herausforderung bedeutet für Sie die Direktion der Zeitung in diesem besonderen Jahr und welchen Herausforderungen steht die Wochenzeitschrift heute und in der nächsten Zukunft gegenüber?

Die große Herausforderung ist klar: die digitale Umsetzung. Das heißt, die große Herausforderung, welcher alle Zeitungen oder Printmedien gegenüberstehen; die Herausforderung, diese Informationsqualität im Internet umzusetzen, ohne dabei die Druckausgabe zu vernachlässigen. Die Druckausgabe bleibt ein sehr ansprechendes Produkt, vor allem bei einer Wochenzeitschrift, die eine gemächlichere Lektüre zulässt. Die Druckausgabe ermöglicht das Lesevergnügen und eine sorgfältige Analyse, während das Lesen auf der Webseite aufgrund der minutenschnellen Nachrichtenveröffentlichung meist viel direkter ist. Auch mit der Online-Version der Mallorca Zeitung kann man arbeiten, um eine tiefere Analyse zu bieten; aber dies ist normalerweise schwieriger. Dies zu vereinen ist die große Herausforderung.

Ich bin Anhänger des Lesevergnügens, dieses Vergnügen kann sich meiner Meinung nach sowohl beim digitalen Medium wie beim Druckmedium einstellen. Das Lesevergnügen ist nicht vom Medium abhängig; um es zu stimulieren, braucht es aber einen Journalisten oder einen Medienschaffenden, der der Story im Voraus Zeit gewidmet hat. Einer, der das nötige Wissen, Können und Talent hat und das Handwerk beherrscht, um die Story erzählen zu können, und ihr Zeit widmet.

In der digitalen Welt werden auf Innovationsbasis sehr ansprechende Dinge, z. B. multimediale Reportagen, gemacht. Für ein bestmögliches Ergebnis braucht es aber viele Mittel.

Wie wichtig sind Initiativen wie Fundamente Mallorca, die auch von Ihrer Zeitung angestoßen worden ist, für die Deutschen oder Deutschsprechenden, die sich auf Mallorca niederlassen und ihre Geschäfte ansiedeln wollen?

Ich halte es für eine hervorragende Initiative, da sie außerdem die Kräfte von vielen hiesigen und auf dem deutschen Markt präsenten Akteuren und Unternehmen vereint. Die Idee dahinter ist, eine Dienstleistung oder eine Beratung für bereits Wohnhafte und Neuankömmlinge zu bieten, die ein Haus oder eine Wohnung erwerben wollen, und sie beim Lösen der vielen Zweifel und Probleme rund um die Immobilie zu unterstützen. Bedenken Sie, dass man sich beim Erwerb oder beim Bau eines Hauses normalerweise von Freunden beraten lässt: Kennt ihr einen guten Elektroinstallateur? Wie macht ihr das mit der Wohnungssteuer? Und so weiter. Jemand, der von außen kommt, verfügt über kein Kontaktnetz und weiß nicht, an wen sich zu wenden. Fundamente Mallorca löst dieses Dilemma.

Eine der Debatten, die die moderne Presse am meisten beunruhigen, ist die über die mögliche Form der Koexistenz zwischen Print- und Digitalmedien. Wie stellt sich Mallorca Zeitung dieser Debatte?

Mit ständiger Innovation, ständigem Ausprobieren, Prüfen der Ergebnisse und Analysieren der Veränderungen. Zurzeit stellen wir, im Gegensatz zu einem Teil der spanischen Presse, nicht alle Inhalte ins Internet. Unsere Gruppe wählt ein „Freemium“ genanntes Zahlungsmodell, bei dem bestimmte Informationen von großer Wertschöpfung nur im Abonnement erhältlich sind. Dies ist sicher angemessen, denn die journalistische Arbeit hat ihren Wert und muss auf irgendeine Weise finanziert sein. Jedenfalls ist der gesamte Inhalt unserer Webseite kostenlos. Es ist lediglich, dass wir nicht alle Inhalte der Druckausgabe ins Internet stellen und daher viel Exklusives in der Druckausgabe bieten können.

Unsere Webseite wird vorwiegend von Lesern in Deutschland besucht, das heißt, sie befinden sich zur Zeit des Besuchs in Deutschland und wollen sich über Mallorca informieren. Aus diesem Grund ist die Webseite äußerst attraktiv für Inserenten, die den Kunden vor dessen Ankunft auf der Insel erreichen möchten. Die gedruckte Wochenzeitschrift wird jedoch vorwiegend von den auf Mallorca wohnhaften Deutschsprechenden gelesen.

Das Publikum verlangt von den Medien immer mehr Unmittelbarkeit sowie Zugänglichkeit mit jedem Gerät. Haben Sie diese neuen Bedürfnisse bei Ihren Lesern festgestellt und, falls ja, wie gehen Sie damit um?

Ich glaube, dass beide Informationsarten gleichermaßen gültig sind und sich ergänzen. Die Nachrichten, die auf Englisch genannten „Breaking News“, sind wichtig und wir können sie nicht weglassen. Aber gleichermaßen ist auch die weniger hektische Analyse wichtig, die ich vorhin als Lesevergnügen definiert habe, sowohl auf der Webseite als auch auf dem gedruckten Papier. Nun, die Unmittelbarkeit hängt ein wenig von den Interessen der Leser ab, nicht alles kann gleichermaßen interessant sein; ich würde mich nicht für die Unmittelbarkeit der Unmittelbarkeit willen einsetzen. Nicht jeder Verkehrsunfall ist interessant. Ich glaube, dass wir Journalisten dazu da sind, das Wichtige aus dem Unwichtigen zu filtern. Und dies wird immer mehr unsere Aufgabe sein, da die Informationen allgegenwärtig sind und die Leser einen schnellen und unmittelbaren Zugriff darauf haben. Es gibt nicht nur die traditionellen Medien, sondern auch die sozialen Medien treten hier in Erscheinung und verbreiten Nachrichten in Windeseile. Wir sind auch dazu da, zu analysieren, was wirklich interessiert und was nicht. Und dies immer, ohne die Information zu vernachlässigen.

Bekanntlich sind die Ausgaben und die Investitionsfähigkeit Deutschlands ein unfehlbarer Wirtschaftsindikator in der EU.  Befinden wir uns, gemäß den vorliegenden Daten, an einem positiven Wendepunkt zum wirtschaftlichen Aufschwung nach sieben Jahren tiefer Krise?

Ja, alles weist darauf hin und wir können einen gewissen allgemeinen Optimismus feststellen. Wenn man davon ausgeht, dass die Wirtschaft zu einem großen Teil Psychologie ist, ist es sehr wichtig, dieses Gefühl des Aufschwungs zu erleben und festzustellen, wie die Dinge Schritt für Schritt besser werden.